Aus medizinischer Sicht gelten Haare als Teil der Haut. Wie auch Finger- und Fußnägel zählen Haare zu den sogenannten Hautanhangsgebilden. Ihre Wurzel befindet sich in der Lederhaut. Der Teil, den man äußerlich sehen kann, ist im eigentlichen Sinne eine Reihe von verhornten Zellschichten, die zum Großteil aus Keratin bestehen. Haare wachsen im Normalfall am gesamten menschlichen Körper, ausgenommen den Handinnenflächen und Fußsohlen, den Lippen und Brustwarzen.
Medizinisch werden drei Arten von Haaren beim Menschen unterschieden. Bereits in der Embryonalphase ab dem dritten Monat sind die Voraussetzungen für das spätere Haarwachstum ausgebildet. Häufig sind bei Embryos schon feine Härchen sichtbar, die sogenannten Lanugohaare oder auch Flaumhaare. Diese sehr feinen, farblosen Härchen fallen bis zum vierten Lebensmonat aus, anschließend bilden sich die etwas kräftigeren Wollhaare oder Vellushaare. Auch diese Haare sind sehr kurz und fein, mit steigendem Lebensalter können sie eine leichte Pigmentierung annehmen. Vellushaare bilden bei Frauen die Körperbehaarung.
Als sogenannte Terminalhaare oder auch Dauerhaare werden die bleibenden Haare bezeichnet, die sich seit der Geburt auf dem Kopf bilden. Dazu zählen auch die Wimpern und die Augenbrauen. Mit Eintritt in die Pubertät entstehen diese Haare in der Regel auch unter den Achseln und im Genitalbereich. Terminalhaare bilden bei Männern einen Großteil der Körperbehaarung.
Die Anzahl der Haare sowie ihre Farbe und auch die Form, also ob sich ein Haar lockig oder glatt entwickelt, wird bereits ab der sechsten Schwangerschaftswoche unwiderruflich festgelegt. Ist ein Mensch geboren, entwickeln sich keine neuen Haarfollikel mehr.
Jedes einzelne Haar ist eine Art Hornfaden, der aus Keratin besteht und in der Haarwurzel gebildet wird. Jede Haarwurzel ist in der Lederhaut fest verankert. Haare bestehen aus dreierlei Schichten. In der Mitte befindet sich die sogenannte Medulla, die Markzellen, die von einer festeren Schicht aus verhornten Faserzellen umschlossen wird. Diese umschließende Faserschicht wird auch Cortex genannt und ist der Hauptbestandteil jedes Haares. Der Cortex ist spindelförmig aufgebaut und enthält die Farbpigmente, die die Haarfarbe bestimmen. Die Faserschicht ist von einer weiteren Schicht umschlossen. Diese durchsichtige, als Cuticula bezeichnete äußere Schuppenschicht umgibt das gesamte Haar wie die Schuppen eines Tannenzapfens und lässt die Farbpigmente des Cortex hindurchschimmern.
Sabrina Mandel