Das Kopfhaar gehört beim Menschen zu einem wichtigen äußeren Merkmal, das das Erscheinungsbild jedes einzelnen prägt. Jeder Mensch besitzt je nach Haarfarbe zwischen 90.000 und 140.000 Kopfhaare. Die Haarfarbe ist erblich bedingt. Blonde Menschen haben im Durchschnitt mehr Kopfhaare als Dunkel- oder Rothaarige, der natürliche tägliche Ausfall von Haaren ist jedoch bei allen etwa gleich. Ca. 70 bis 100 Haare verliert der Mensch jeden Tag.
Aus medizinischer Sicht liegt Haarausfall dann vor, wenn der Haarverlust die Anzahl von 100 Haaren pro Tag übersteigt. Diese Form des Haarausfalls wird Effluvium capillorum genannt. Diffuser Haarausfall liegt vor, wenn sich der Haarausfall gleichmäßig am gesamten Kopf zeigt. Bei Haarausfall, der sich stellenweise am Kopf in Form von kahlen Bereichen zeigt, sprechen Mediziner von Alopezie. Diese Art des Haarausfalls kommt häufig als Folge erblicher Veranlagung vor und wird medizinisch als androgenetische Alopezie bezeichnet.
Haarausfall ist grundsätzlich erst einmal nicht gefährlich. Bei sieben von zehn männlichen Betroffenen liegt die Ursache für Haarausfall in einer erblichen Veranlagung. Auch bei Frauen ist bei knapp der Hälfte eine erbliche Veranlagung der Grund für den Haarausfall. Haarausfall kann allerdings auch ein Symptom für eine ernst zu nehmende körperliche Erkrankung oder auch ein seelisches Ungleichgewicht sein.
Bei merklichem Haarverlust, der sich über einen längeren Zeitraum hinzieht, sollten Betroffene deshalb Rücksprache mit ihrem Hautarzt halten, um die Ursache für den Haarausfall zu ergründen und Erkrankungen auszuschließen. Obwohl Haarausfall in den meisten Fällen unbedenklich ist, kann er sowohl bei Frauen als auch bei Männern eine erhebliche seelische Belastung darstellen. Ein Gespräch mit einem Dermatologen zum Umgang mit dem Haarverlust ist entsprechend in jedem Fall sinnvoll. Dieser kann dann unter Umständen entsprechende Wirkstoffe wie z. B. Minoxidil verordnen.
Ähnlich wie bei Zellen im menschlichen Organismus hat auch jedes Haar seinen eigenen Zyklus aus Entwicklung, Wachstumsphase und Absterben. Dementsprechend ist es vollkommen normal, dass eine gewisse Anzahl an Haaren jeden Tag ausfällt. Auch die Haare am Körper erneuern sich beständig und fallen wieder aus. Weil diese aber bei den meisten Menschen sehr fein und kurz sind, geschieht dieser Zyklus bei Körperbehaarung meist unbemerkt.
Die Wachstumsphase, sogenannte Anagenphase, eines jeden Haares dauert etwa zwei bis sechs Jahre. In diesem Zeitraum bildet sich in der Haarwurzel eine sogenannte Haarzwiebel, die durch hohe Stoffwechselaktivität und stetige Zellerneuerung für das Wachstum des Haares sorgt. Kopfhaare wachsen etwa 0,3 Millimeter am Tag, das entspricht in etwa einer Länge von einem Zentimeter jeden Monat. Die Anagenphase liegt bei etwa 90 Prozent der Kopfhaare vor. Insbesondere diese Wachstumsphase ist besonders anfällig für Störungen von außen, aber auch innerlichem Ungleichgewicht.
Die Katagenphase, in der die Nährstoffzufuhr aus der Haarwurzel langsam versiegt, dauert etwa zwei Wochen. In dieser Übergangsphase lässt die Produktion neuer Zellen sukzessive nach, die Haarzwiebel verhornt und das Haarwachstum ist abgeschlossen. Ein Prozent der Kopfhaare befindet sich in diesem Stadium.
Im Anschluss folgt die Ruhephase, die sogenannte Telogenphase. Diese letzte Phase im Lebenszyklus eines Haares dauert etwa zwei bis vier Monate. Anstelle der alten Haarwurzel bilden sich neue Zellen und schließlich eine neue Haarzwiebel. Mit ihrem Wachstum wird die alte Haarzwiebel verdrängt und fällt mitsamt des Haares aus. Durchschnittlich 18 Prozent der Kopfhaare befinden sich in dieser Endphase ihres Zyklus. So lässt sich auch erklären, dass der Verlust von bis zu 100 Haaren täglich normal und unbedenklich ist. Erst eine höhere Anzahl von ausfallenden Kopfhaaren deutet darauf hin, dass es sich um einen unnatürlichen Haarausfall handelt.
Sabrina Mandel